Zeit für den ersten Blogeintrag!

In der Kategorie „Wortliebe“ nehme ich ab sofort jeden Montag ein Wort aus der deutschen Sprache genauer unter die Lupe.

Pünktlich zum Wochenstart findest du hier:

  • bildhafte Wörter, die echtes Kopfkino-Potenzial haben
  • typisch deutsche Wörter, für die es in anderen Sprachen keine exakte Entsprechung gibt
  • extravagante Wörter, die du noch nie gehört hast
  • Wörter, die dir zwar ständig begegnen, deren genaue Bedeutung du aber gar nicht kennst
  • altmodische Wörter, die fast gänzlich aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sind
  • klangvolle Fremdwörter, die ihren Weg in den deutschen Wortschatz gefunden haben
  • kreative Wortspiele, mit denen du auch den miesesten Montag überstehst
  • meine ganz persönlichen Lieblingswörter, die ich einfach nicht für mich behalten kann

Kann losgehen? Prima!


Es wird auch gleich persönlich, denn heute teile ich mit dir meine Liebe für ein Wort, das ich wie kein anderes mit meiner Kindheit verbinde:

Chaiselongue

Falls du dich jetzt fragst, wie zur Hölle man das ausspricht:
Mit [ʃɛzəˈlɔŋ] bzw. [ʃɛzəˈlɔ̃ːk] kannst du nichts falsch machen.

Gib’s zu, du hast es gerade ausprobiert! Klingt très chic, oder?

Bei meiner Oma klang das damals allerdings weniger vornehm. Sie sprach es Schisslong aus und bezeichnete damit ihr Küchensofa. Besagtes Sofa war mit einem gelbgrünen Webstoff bezogen, unter dem sich riesige Sprungfedern versteckten. Ein stinknormales Sofa mit Rückenlehne, also keineswegs eine Chaiselongue im klassischen Sinn.

Eine Chaiselongue besitzt nämlich eben keine Rückenlehne, sondern lediglich ein erhöhtes Kopfteil. Das französische chaise longue beschreibt das Aussehen des Möbelstücks daher recht treffend als „langen Stuhl“.

Meine Oma hatte die Bedeutung des Lehnwortes offenbar auf gepolsterte Sitzmöbel jedweder Art ausgeweitet – und mit ihrem Schisslong eine liebenswerte Kindheitserinnerung geschaffen, die ich garantiert niemals vergessen werde. 🥰

Mesdames et messieurs, Lust auf noch mehr Schiss … pardon, Chaiselongue?

  • Die Bezeichnung Chaiselongue wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die deutsche Sprache übernommen. Zunächst erfolgte – wie in der Quellsprache – die Getrenntschreibung (chaise longue). (Quelle: DWDS)
  • Die Schwaben halten es wie meine Oma, denn auch im schwäbischen Dialekt wird das gemeine Sofa als Schässloh (weitere Schreibweisen: Schesslo, Schässlo) bezeichnet.
  • Natürlich wurde der Begriff Chaiselongue nicht nur in den deutschen Wortschatz integriert. Unter anderem hielt das Fremdwort Einzug ins Schwedische (schäslong) und Norwegische (sjeselong). Hier wurde es allerdings in seiner Schreibweise an die jeweilige Zielsprache angepasst.

Ob in akzentfreiem Französisch oder in der eingedeutschten Version – gab es im Haus deiner Großeltern auch eine Chaiselongue? Findest du den Begriff mega altmodisch oder verwendest du ihn auch 2023 ganz selbstverständlich? Schreib es mir gern in den Kommentaren!

Ich wünsche dir einen schönen 1. Mai und eine zauberhafte Woche voller Wortmagie!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Birgit Buchmayer

    Liebe Katja, ich bin über Judith Peters/Monatsrückblick auf dich gestoßen. Tolle Idee mit der Wortliebe und so liebevoll umgesetzt. Und ich habe mal wieder etwas lernen können, vielen Dank dafür und bitte weitermachen. Lieben Gruß, Birgit

    1. Katja

      Liebe Birgit,

      vielen Dank für deinen wertschätzenden Kommentar.

      Die “Wortliebe” hat mir tatsächlich den Einstieg ins Bloggen sehr erleichtert. Den Anstoß zum Monatsrückblick habe ich im Blog von Judith Peters gefunden und bin sehr angetan.

      Wie ich sehe, hast du dich ja auch gerade erst frisch ins Abenteuer Bloggen gestürzt. Da gebe ich das “bitte weitermachen” doch glatt zurück und schaue mich gern noch einmal auf deinem Blog um.

      Liebe Grüße
      Katja

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